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Dehnung für die Seele: Warum Yoga mehr ist als nur Körperarbeit

Hast du dich schon einmal gefragt, ob du „flexibel genug“ für Yoga bist? Vielleicht hattest du beim ersten Versuch Schwierigkeiten, die erwartete Dehnung zu erreichen, und warst entmutigt oder überfordert. Yoga hat aber nichts mit Perfektion zu tun und schon gar nichts mit dem Zwang, den Körper in eine bestimmte Form zu pressen.

Neulich saß ich mit einer Freundin auf einer sonnigen Parkbank. Die ersten Frühlingsstrahlen kitzelten unsere Gesichter. Bei einem Schluck Rhabarberschorle erzählte ich ihr von meiner neuen Tätigkeit als Yogalehrerin. Sie schaute mich an und sagte dann: „Vielleicht komme ich mal vorbei, aber ehrlich gesagt bin ich überhaupt nicht dehnfähig, mein Körper ist dafür nicht gemacht.“

Diese Vorstellung ist leider weit verbreitet: Viele sind der Meinung, dass Yoga nur etwas für Menschen ist, die besonders beweglich sind. Doch das ist weit gefehlt. Yoga hat nichts damit zu tun, dass man seinen Körper in akrobatische Posen bringen kann. Vielmehr geht es darum, den eigenen Körper und den eigenen Geist zu spüren um zu erkennen, was uns der Augenblick lehrt. Ein Zitat von Jigar Gor bringt es auf den Punkt: „Yoga is not about touching your toes. It is about what you learn on the way down.“ Zu Deutsch: Beim Yoga geht es nicht darum, die Zehen zu berühren, sondern darum, was man auf dem Weg nach unten lernt.

Yoga ist also nicht das Streben nach der perfekten Pose, sondern das Zulassen dessen, was auf der Matte und in uns geschieht. Wie so vieles ist auch Yoga zu einem Lifestyle-Produkt in unserer modernen Welt geworden. Yogamatten, Leggings und andere Produkte sind ebenso begehrt wie die Praxis selbst. Doch diese äußeren Dinge unterstützen nur die Erfahrung und sollten niemals die Essenz des Yoga verdecken.

Yoga ist eine jahrtausendealte Tradition, die uns einlädt, den Körper zu spüren und den Geist zu beruhigen. Dabei ging es nie in erster Linie um äußere Perfektion, sondern immer um innere Erleuchtung. Schon vor 3.500 Jahren, als die Philosophie des Yoga entstand, war der Körper ein Instrument zur geistigen und emotionalen Entwicklung. Körperliche Übungen wie Asanas wurden erst im 2. Jahrhundert v. Chr. im Hatha-Yoga entwickelt, um den Körper auf die spirituelle Praxis vorzubereiten. Die Asanas bereiten den Körper auf den Zustand von Shavasana vor – eine meditative Ruhe, in der alle Anspannungen und Gedanken losgelassen werden können.

Das eigentliche Ziel von Yoga ist es, Körper und Geist zu entspannen, den Moment zu erleben und Raum für Achtsamkeit zu schaffen. Jeder Mensch findet seinen eigenen Zugang zu der Praxis. Für die einen ist es ein Mittel, um mit Ängsten oder emotionalem Stress umzugehen, für die anderen eine Möglichkeit, nach einem anstrengenden Tag zur Ruhe zu kommen. Dabei geht es nicht um den „perfekten Körper“, sondern um das Spüren des eigenen Selbst und das Genießen des Augenblicks. Egal, wie die Dehnung äußerlich erscheint.Wenn wir eine Pose einnehmen, die unbequem oder sogar schmerzhaft ist, sollte das kein Zeichen von Versagen sein. Ein erfahrener Yogalehrer oder eine erfahrene Yogalehrerin wird immer dazu ermutigen, den Körper zu respektieren und niemals eine Pose zu erzwingen. Der wahre Wert des Yoga liegt nicht in der äußeren Form, sondern im inneren Erleben.